Denise Clauß über Chancen der Weiterentwicklung in schwierigen Situationen
Resilienz-Expertin Denise Clauß kennt die Abgründe, die das Leben manchmal bereithält. Was man dafür tun kann, um gut durch Krisen zu kommen, verrät uns die Psychologin im Gespräch.
Denise Clauß war früher Friseurmeisterin mit drei Salons und 30 Angestellten, bevor sie mit 26 Jahren ein Burn-Out bekam. Trotz früher Gewalterfahrungen, Übergriffen, Verlusten und Depressionen ist Denise Clauß ein sehr resilienter Mensch. Nach einem Psychologie und einem BWL- Studium sowie zahlreichen Weiterbildungen coacht sie nun seit über 13 Jahren andere Menschen und Teams in Bezug auf mehr Resilienz und Selbstliebe. Sie betrachtet dabei jeden Klienten und sein Umfeld ganzheitlich.
“Resilienz ist die Fähigkeit, Krisen zu
bewältigen und sie durch Rückgriff
auf persönliche und sozial vermittelte
Ressourcen als Anlass für Entwicklungen zu nutzen.”
Die vergangenen Jahre und die aktuelle Lage zehren an den Kräften aller. Wie kann ich denn feststellen, wie resilient ich bin? Wie verliert man dabei nicht den Mut?
Sie sind resilient (mental stark), wenn Sie mit Stress gut umgehen können und nur selten körperliche und psychische Erkrankungen haben. Auch Ihre allgemeine Lebenszufriedenheit ist dann höher und Sie sind mit dem Leben im Einklang. Es gibt zwei Arten von Stress, den Eustress (positiver Stress) und den Distress (negativer Stress). Wenn wir zu viel Distress im Leben haben, macht uns dieser schnell krank - mental, wie auch körperlich. Das Gehirn befindet sich dann im Überlebensmodus, das Herz schlägt schneller und genau das ist auf langer Sicht gefährlich.
Was ist ein Beispiel für Distress?
Sie fühlen sich von einer Situation überfordert, verspüren negativen Stress. Beispiele hierfür sind Anforderungen und Situationen, in denen Sie sich blockiert, gereizt oder ängstlich fühlen.
Sind Optimisten resilienter?
Auch resiliente Menschen kommen immer wieder in Situationen, in denen sie feststellen, dass ihre Gedanken gerade nicht so sind, wie sie sein sollten. Wir sind alle Menschen, das ist ganz normal. Man darf nur in diesem Moment nicht verharren und im negativen Fahrwasser verbleiben.
Es ist also kein Manko, wenn ich mir auch mal Luft mache?
Das ist völlig normal und auch völlig in Ordnung. Als resilienter Mensch müssen wir die Gefühle, die wir haben, wahrnehmen und herausfinden, warum diese jetzt gerade so sind und welche Bedürfnisse wir aktuell überhören.
Wie erkenne ich bei meinem Gegenüber, dass es ihm oder ihr an Resilienz fehlt?
Man bemerkt das erst in anhaltenden, stressigen Situationen - zum Beispiel, wenn die Person oft unkonzentriert ist, wiederholende Fehler macht, Emotionen nicht mehr unter Kontrolle hat, bei Stress hektisch wird, weint, aggressiv oder erschöpft ist.
Wie kann ich meine Mitarbeiter:innen im Team resilienter machen?
Um resilientere Mitarbeiter:innen zu fördern, bedarf es des Verstehens von Resilienz und wie Menschen funktionieren. Jeder Mensch geht anders mit anhaltendem Stress um. Stressmanagement, Work Life Balance, Überlebens-Modus, Emotionssteuerung, Entspannungs-Techniken und Achtsamkeit sind einige Themen, die hier von Bedeutung sind. Zudem empfehle ich eine Persönlichkeitsanalyse für alle Mitarbeiter:innen, da dieser Aufschluss über dessen Stressoren gibt. Damit ist schon vorher klar, worauf diese gestresst reagieren könnten.
Sollte ich meine Mitarbeiter:innen auf fehlende Resilienz ansprechen?
Ich empfehle dafür definitiv ein persönliches Gespräch. Am besten schon im Vorfeld, beim Monats- oder Quartals Gespräch: Was kann ich für Dich in einer für Dich stressigen Situation tun? Das sind dann oftmals nur Kleinigkeiten: eine kurze Runde um den Block, ein Getränk genießen, 4-Minuten-Meditation. Wichtig ist es dann aber, die 10 Minuten-Pause auch zu geben, wenn er sie einfordert. Wenn das nicht funktioniert, wird der Mitarbeiter nie wieder Vertrauen haben und ehrlich sein.
Gibt es bei der Resilienz-Fähigkeit einen Unterschied zwischen den Geschlechtern?
Der größte Unterschied ist wohl, dass Frauen ihre Gefühle eher wahrnehmen und Männer diese nicht spüren oder ignorieren, weil sie dies durch ihre Prägung so vermittelt bekommen haben. Die unterschiedlichen Rollenbilder, die beide Geschlechter erfüllen müssen, sind ebenfalls Faktoren, die Resilienz beeinflussen.
Sie raten dazu, sich von Negativem zu distanzieren. Wie macht man das im Team, wenn Kolleg:innen ihre Sorgen abladen und auf die Welt schimpfen?
Als erstes muss man verstehen, dass man nicht davon ausgehen darf, dass das Gegenüber genauso fühlt und dieselbe Sicht auf die Dinge hat, wie man selbst. Jeder Mensch hat eine andere Wertung von Dingen, Lebensumständen usw. Das heißt, die Mitarbeiter:innen dürfen lernen, sich emotional zu schützen! Sie können lernen, nur zuzuhören und dass sie nur begrenzt helfen können. Diese Themen müssen sie am Abend ausblenden und dürfen sie nicht mit nach Hause nehmen. Dafür gibt es großartige Tools, die ich Menschen beibringe.
Bitte geben Sie uns drei Tipps, die man morgen sofort umsetzen kann, um die eigene Resilienz zu stärken.
1. Emotionen steuern. Die Fähigkeit, die eigenen Emotionen zu lenken, ist zentral. Das bedeutet nicht, dass man Emotionen unterdrückt, sondern dass man weiß, wie man mit Ärger, Frust und allem anderen umgeht, damit man die Emotion überwindet und es einem wieder rasch gut geht.
2. Die Probleme beim Kollegen lassen und nicht zu den eigen machen.
3. Entspannungstechniken in den Alltag einbauen.
„Egal in welcher Konstellation man sich im Leben befindet, man kann immer noch mental stärker werden.“
Denise Clauß gibt gerne kostenfreie Beratungsgespräche und veröffentlicht regelmäßig einen Podcast mit dem Titel „Erwecke deine Superkraft Resilienz“.
Mehr Infos zu Denise Clauss findest Du auch unter www.deniseclauss.com
Comments